BRÜSSEL UND BELGIEN

Wo eigentlich liegt, ohne die Geographie bemühen zu müssen, Brüssel? Die belgische Hauptstadt ist geradezu ein Synonym für das politische Europa unserer Zeit geworden. Wir sagen „Brüssel“ und meinen die EU – gleichviel, im Guten wie im Schlechten. Ist Brüssel ein eigener Kosmos? Eine Hybridkultur mit eigenen Koordinaten, Gesetzmäßigkeiten, Gewohnheiten, Ritualen und mit einer eigenen Population, ja sogar mit einer eigenen Sprache? In Brüssel jedenfalls weiß man genau, was FAC, ECONFIN, COMP oder ENVI ist. Den Rat der Europäischen Union vom Europäischen Rat und diese beiden von der EU-Kommission unterscheiden zu können, das ist in Brüssel eine überlebenswichtige Elementartechnik. Außerdem hat neben dem EU-Dreigestirn auch die NATO Definitionsmacht im Leben in dieser Stadt.

 

Doch die Stadt hat auch ihren ganz eigenen Stil, der sie geradezu prädestiniert, der EU ein Zuhause zu geben; denn sie hat aus eigener Geschichte Erfahrung darin, historische, politische, kulturelle und soziale Gegensätze zu entschärfen, so die Stadt sie nicht beenden konnte. Darin ist sie dem Land, dem sie vorsteht, Belgien, nicht unähnlich, das als Staat ein Kunstgebilde der Kongressdiplomatie des 19. Jahrhunderts ist. Wir sehen Belgien vor uns und denken an das Flandern der Flamen und an die französisch und teils auch deutsch sprechende Wallonie, die einst die bedeutendste Montanregion des Kontinents war. Flandern hingegen bietet Gent, Brügge und Antwerpen als prachtvolle Kulisse für einen Reichtum auf, der die Macht des Handels, des Gewerbefleißes und des Bürgersinns bezeugt. Belgien war das erste Angriffsziel des wilhelminischen Deutschland im Ersten Weltkrieg. Der Schrecken der Schlachten, der über den Feldern Flanderns (Langemark) lag, ist nicht vergangen. Für unsere Nachbarn, Franzosen und Engländer, war das der „Große Krieg“. Für sie ist er das bis heute – „La Grande Guerre“ oder „The Fields of Flanders“. Bedenken wir, wenn wir von Europa sprechen, dass es in der Geschichte unseres Erdteils immer nur wenige Jahrzehnte gab, in denen Friede herrschte! Fast jede Generation kannte den Krieg. Seit 1945 aber hat es noch nie einen mit Gewalt ausgetragenen Konflikt zwischen den Staaten gegeben, die heute der EU angehören. Das ist mehr als eine Generation – fast schon ein Menschenalter; jedenfalls aber eine bemerkenswerte Anomalie!

 

Wie viel ärmer wäre Europa ohne Belgien und ohne Brüssel! Ohne den Jugendstil des Victor Horta und des Henry van de Velde, ohne den Surrealismus von Magritte, ohne die großen flämischen Meister des Pinsels. Adolphe Sax hat uns das Saxophon und Jacques Brel hat uns bezaubernde Chansons geschenkt. Es gäbe keinen „Kommissar Maigret“ (Georges Simenon) und unsere Kinder, wie auch wir selbst, könnten uns nicht über die Abenteuer von „Tim und Struppi“ alias „Tintin“ von Hergé freuen. Wir werden auf dieser Studienreise hohe und höchste Einrichtungen der EU besuchen und mit Politikern sprechen. In Brüssel und in Flandern werden wir einem außergewöhnlich bedeutenden Kulturraum Westeuropas begegnen und uns von seiner Schönheit und seinem Reichtum beeindrucken lassen. Auch der Schrecken des „Großen Krieges“ ist nicht vergangen. Im Gegenteil, bei der Taufe der EU war er Pate.

 

Anmeldeschluss
12. Mai 2012

 

Teilnehmerbeitrag 520,– Euro p. P im DZ
(EZ-Zuschlag 90,– EUR)

Auszug aus dem Reiseprogramm:

 

1 Tag Mittwoch 6. Juni
7.00 Abreise Saarbrücken – Brüssel Zwischenhalt in Luxemburg (Europäischer Gerichtshof), Kurzhalt in Dinant, Spaziergang im alten Brüssel.

 

2 Tag Donnerstag 7. Juni
Brüssel morgens: Europ. Kommission, Treffen mit EU-Politiker Brüssel nachmittags: Zentren des Jugendstils und der reformierten Bürgerlichkeit
Brüssel abends: Empfang/Abendessen mit der FNF

 

3 Tag Freitag 8. Juni
Gent: In Flandern: Freiheit, Fleiß, Reichtum, Pracht Langemark: Die Schrecken des Grossen Kriegs Brügge: Die Hanse – Oostende

 

4 Tag Samstag 9. Juni
Antwerpen ganztägig: Panorama Europas. Eine Welt der Religionen (Juden, Christen, Hindus), der Kunst und Bücher (Breughel, Rubens, Plantin), des Überseehandels und der Diamanten.

 

5 Tag Sonntag 10. Juni
Löwen: Weltkrieg gegen eine Bibliothek (Universität) – Lüttich (Kurzhalt) – Saarbrücken

 

Leistungskatalog

Das Programm/die Studienreise beinhaltet:

Alle Transporte ab/bis Saarbrücken in einem Autobus modernster Ausstattung.
4 Übernachtungen in einem sehr guten, zentral gelegenen Hotel. Volle Verköstigung (4 x Frühstück, 5 x sättigender Mittagsimbiss und 4 x mehrgängiges Abendessen). Sämtliche Eintritte und Gebühren für alle im Reiseplan angegebenen Programmpunkte sind in den Reisekosten enthalten.
Nicht enthalten sind individuell zu buchenden Konzert und/oder Theaterbesuche und sonstige Aktivitäten außerhalb des Programms.

Veranstalter


Villa Lessing e.V.

Seminarleitung:

Werner Brockjan

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