IM OSTEN DEUTSCHLANDS
„Sie sind die Überlegenen“. Bildung und Kultur haben ihnen diese Überlegenheit verschafft, seit mehr als 400 Jahren. Es ist von den Sachsen die Rede, und der, der ihnen Bestnoten ausstellte, musste es wissen – denn er war ein Preuße: Theodor Fontane. Tatsächlich: Staunen erregend ist, welche Wirtschaftsmacht die Sachsen einst hatten, wie spielend leicht sie den Ton in den Wissenschaften, den technischen Erfindungen und in den Künsten angaben, bis alles, 1945, buchstäblich so in Trümmern lag wie Dresden. „Was in Chemnitz erarbeitet wird, wird in Leipzig gehandelt und in Dresden verprasst“, sagen die Sachsen. Chemnitz, das war industrielle Revolution, Maschinenbau, Deutschlands Manchester. Zwickau war synonym für Autos. Leipzig war führend im Messe- und Verlagswesen und so reich, dass es sich die besten Künstler Europas leisten konnte. Und Dresden, die Residenz der sächsischen Könige? Nur barocke Pracht, nur Herrschaftsgeste? Im Gegenteil, was einst mit Luxusproduktion begann, ist heute selbstverständlicher Teil unseres Haushalts und Alltags: Porzellan aus Meißen, Kaffeefilter, Teebeutel, Zahncreme, Mundwasser, Armbanduhren mit Selbstaufzug (Glashütte) und Kleinbildkameras (Contax). Selbstverständlich auch – Zigaretten. Dresden war nie nur der sächsische Hof, die Oper, der Zwinger, das Grüne Gewölbe, die alten Meister und die Brühlschen Terrassen. Erich Kästner und Victor Klemperer sind unsere Bürgen.
Mit praktischer Intelligenz haben es die Sachsen zu zivilen Höchstleistungen gebracht. Bis heute sagen die Polen „Na Saksy“, wenn sie nett zu uns Deutschen sind – sonst „Na Swaby“. Einst waren es ein sächsischer Herzog (Heinrich) und sein Sohn (Otto), die den Deutschen das König- und dann das Kaiserreich brachten. Fast 1000 Jahre später war Sachsen auf Seiten Napoleons. Es musste für seinen Freiheitswillen, sich Preußen, dem „sklavischsten Land Europas“ (G. E. Lessing, ein Sachse aus Kamenz), nicht beugen zu wollen, bitter bezahlen: Das Land wurde um fast die Hälfte amputiert. Sachsenland ist Lutherland. 1945 lag die Frauenkirche, die stolzeste Kirche der ganzen protestantischen Welt, in Trümmern. Dresden büßte für das von Deutschland verschuldete Unheil. Bürgerstolz hatte sie einst entstehen lassen, aus Bürgerstolz ist sie wiedererstanden. Im Park des Fürsten Pückler in Muskau – ein Weltkulturerbe ersten Ranges und ein Beweis dafür, was reine Verschwendungssucht Großes zu leisten vermag – begegnen sich heute Polen und Deutsche ganz selbstverständlich: als Spaziergänger von beiden Seiten der Grenze, die mitten durch den Park geht. Europa eben. So ist es auch im niederschlesischen Görlitz. Slawen und Deutsche sind Nachbarn, in Sachsen waren sie es immer. Die Sorben in der Lausitz und in Bautzen zeugen von einem Miteinander vor und nach der großen Barbarei. Das „Gelbe Elend“, ein Gefängnis der STASI in Bautzen, ist aus der Zeit einer anderen Barbarei, der der Stalinisten. Namen und Zahlen ihrer Opfer sind Legende.
An allen Orten unserer Reise werden wir bedeutende Schauplätze der Geschichte, Kultur und Politik besuchen und mit Zeitzeugen sowie Experten
sprechen.
Anmeldeschluss:
20. Juli 2012
Teilnehmerbeitrag 470,– Euro p. P im DZ
(EZ-Zuschlag 80,– EUR)
Auszug aus dem Reiseprogramm:
1 Tag Mittwoch 22. August 2012
Anreise Saarbrücken – Dresden mit Zwischenhalten in: Crimmitschau (historische Tuchfabrik) und Chemnitz (Jugendstil, Villa Esche).
2 Tag Donnerstag 23. August 2012
Dresden ganztägig: Barocke Residenz, große Kunstsammlungen (optional Zwinger, Grünes Gewölbe, Alte Meister), Frauenkirche, Neue Synagoge, Dresden Neustadt. Gläserne Fabrik.
3 Tag Freitag 24. August 2012
Im Park des Fürsten Pückler (Muskau und die Ökonomie der Verschwendung, Weltkulturerbe), Revier Knappenrode: Kohle für die DDR von Schloß Pillnitz nach Dresden (mit dem Schiff)
4 Tag Samstag 25. August 2012
Kamenz und die Aufklärung (Lessing-Museum). Bautzen (Sorben, das „Gelbe Elend“ (Zeitzeugen des STASI-Gefängnisses), Görlitz / Zgorcelec. (Deutsche und Polen). Historische Altstadt.
5 Tag Sonntag 26. August 2012
Meißen. Wiege Sachsens. Die Reformation. Weißes Gold (Besuch der Porzellanmanufaktur). Abfahrt nach Saarbrücken. Ankunft ca. 22 Uhr.
Leistungskatalog:
Das Programm/die Studienreise beinhaltet:
4 ÜF, Hotel in Dresden (sehr gute Lage), 5x Mittagsimbiss,
4x mehrgängiges Abendessen.
Sämtliche Eintritts- und Führungskosten. Alle Transporte ab / bis Saarbrücken. Nicht enthalten sind individuell zu buchenden Konzert- und/oder Theaterbesuche und sonstige Aktivitäten außerhalb des Programms.
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