NACHGEFRAGT:
Die finanzielle Bilanz der Stadt Saarbrücken ist desaströs. Eine Milliarde Euro Schulden. Kein finanzieller Spielraum für zukunftsträchtige Investitionen und Innovationen. Wie möchte die/der jeweilige Oberbürgermeisterin/Oberbürgermeister es schaffen, die leeren Stadtkassen zu füllen? Welche Stadtentwicklungsprogramme und Gestaltungsmöglichkeiten sind überhaupt umsetzbar und wie sollen sie zu finanzieren sein? Diesen und vielen weiteren Fragen sehen sich die OB-Kandidaten/innen in ihrem Wahlkampf gegenüber.
Ist es richtig, die Last, beispielsweise durch die Erhöhung der städtischen Steuern, alleine auf die Schultern der Bürgerinnen und Bürger zu legen? Oder könnte mehr erreicht werden, wenn die Stadt Saarbrücken eine engagierte Wirtschaftsförderung betreibt, um Firmen das Ansiedeln schmackhaft zu machen? Die daraus resultierenden Steuereinnahmen würden zusätzliches Geld in die leeren Kassen der Stadt spülen. Anstatt jedoch die Bürger zu entlasten, soll der teure Tunnel im Rahmen von Stadtmitte am Fluss umgesetzt werden. Dieses Projekt aber raubt der Stadt jeglichen finanziellen Spielraum für sonstige Gestaltungsmöglichkeiten. Bedauerlich ist ebenfalls der Umgang mit Handel, Handwerk und Gewerbe. Obwohl doch gerade sie mit Kreativität und Engagement das Stadtbild attraktiver machen. Sie sorgen dafür, dass die Stadt als abwechslungsreiche, vielseitige und anziehende Einkaufsstadt in der SaarLorLux-Region wahrgenommen und aufgesucht wird. Des Weiteren darf der demographische Wandel nicht außer Acht gelassen werden. Gerade in Saarbrücken ist der Anteil der Älteren und Alten im Verhältnis zu andern Großstädten enorm. Die Landeshauptstadt sollte nicht nur auf dem Papier senioren- und behindertengerecht sein. Aber was sind die Ideen und Umsetzungsvorschläge der Kandidaten und sind diese alltagstauglich? Gleichzeitig muss auch der Blick auf die ganz Jungen und Familien der Stadt geworfen werden. Engagierte und vernetzte Kita-, Kindergarten- und Schulpolitik ist für eine moderne Stadt unverzichtbar. Saarbrücken kann seinen Bewohnern nur Chancengerechtigkeit zusagen, wenn alle, auch die in den sozial schwierigen Stadtteilen, berücksichtigt werden. Aber wo sind die Programme und Initiativen, die eine Chancengleichheit ermöglichen? Die Müllentsorgung und die Verunreinigung, beispielsweise durch Graffiti, und das allgemeine Stadtbild sind weitere Themenfelder, die die Wählerschaft unmittelbar betreffen. Hier geht es nicht um diejenigen, die täglich für die Sauberkeit der Stadt sorgen und versuchen das „Schmuddelige“ aus der Stadt zu vertreiben, sondern um diejenigen, die ein kompliziertes, bürokratisches System aufgebaut haben, was dem Bürger das Gefühl von „Abzocke“ vermittelt.
Ebenso sorgt die Situation der Schwimmbäder für dauerhafte Diskussionen. Seit Jahren bleibt ein schlüssiges Bäderkonzept aus. Das einzige Bad, das schwarze Zahlen schreibt, ist in privater Hand. Vielleicht sollten sich die Oberen der Stadt in anderen Städten oder bei privaten Badeanstalten nach geeigneten Konzepten umschauen. Denn sieben öffentliche Bäder mit ein und demselben Konzept ziehen gewiss nicht mehr Besucher in die Bäder. Unterschiedliche und attraktive Konzepte für alle Altersgruppen sollten doch mehr Saarbrücker Bürgerinnen und Bürger animieren, ein öffentliches Bad aufzusuchen. Ferner lässt das Verkehrskonzept, wenn es denn überhaupt eines gibt, viele Wünsche offen. Hier sollte ein langfristiges Konzept ausgearbeitet und umgesetzt werden, was ein friedliches und vernetztes Mit- und Nebeneinander von Fußgänger, Fahrrad, PKW und ÖPNV gewährleistet. Dies sind gewiss nur einige Punkte und Themenfelder, die in der heißen Phase des Oberbürgermeisterwahlkampfes diskutiert werden.
Die Villa Lessing möchte mit ihrer Abendveranstaltung diese heiße Phase einleiten. Wir möchten allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeiten geben, sich ein Bild von den Visionen der einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten für die Stadt Saarbrücken zu machen. Der Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung, Peter Stefan Herbst, wird die Podiumsdiskussion moderieren und Ihnen die Möglichkeit geben, die jeweiligen Kandidateninnen/Kandidaten direkt mit Ihren Anliegen zu befragen. Diskutieren Sie mit. Sie sind herzlich eingeladen.
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