Veranstaltungen
... in der Villa Lessing

Westalgie – Ostalgie
Warum nicht zusammenwächst, was zusammengehört
Vortrag & Diskussion mit Prof. Dr. Klaus Schroeder
Wissenschaftlicher Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat; Professor am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin

 

„Es wächst zusammen, was zusammengehört.“ In der Euphorie des Mauerfalls prägte Willy Brandt diesen später oft zitierten Satz am Abend des 10. November 1989. Elf Monate später gab es bereits das „neue Deutschland“, bei dem, so Klaus Schroeder, „nicht zusammenwächst, was zusammengehört“. Deutschland 25 Jahre nach der Wiedervereinigung – wie ein Volk sich aufeinander zubewegt.

 

Die Mauer fiel, die Einheit kam – unverhofft und schnell, herbeigesehnt oder befürchtet. In den turbulenten Monaten im Spätherbst des Jahres 1989 stürzte gleichsam über Nacht zusammen, was seit 1945 Bestand gehabt hatte. Das Freiheitsstreben der aus dem sowjetischen Imperium drängenden ost- und mitteleuropäischen Staaten brachte auch Deutschland die Einheit in Freiheit. Nach der Wiedervereinigung vollzogen sich durch den von der Bundesregierung unter Kanzler Helmut Kohl eingeschlagenen Vereinigungspfad, der zwangsläufig gewaltige finanzielle Transfers von West nach Ost voraussetzte, materielle und soziale Angleichungsprozesse in atemberaubender Geschwindigkeit – und ohne wirtschaftliches Fundament.

 

Heute könnte das vereinte Deutschland, in dem auch Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben, seine Kraft aus politischer und kultureller Vielfalt bei institutioneller Einheit ziehen. Hierzu gehören auch eine im Kern gemeinsame Identität, der Bezug auf gemeinsame Werte und ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das nicht nur bei Fußballweltmeisterschaften aufflammt. Insbesondere an diesen substanziellen Grundlagen scheint es allerdings in Deutschland zu mangeln.

 

Warum werden weiterhin Vorurteile vom »doofen Ossi« und »arroganten Wessi« gepflegt? Warum wird das Er-reichte nicht positiver gesehen? Wie hat sich Deutschland insgesamt verändert?

 

Fünfundzwanzig Jahre nach dem Mauerfall sind sich die Deutschen in Ost und West weitgehend fremd geblieben. Aufgewachsen in gegensätzlichen Systemen tragen beide Seiten ein mentales Erbe mit sich, das das Zusammenwachsen erschwert. Ein Unbehagen an der Einheit ist auf beiden Seiten vorhanden, wenngleich aus unterschiedlichen Motiven.

 

Klaus Schroeder, der zahlreiche Forschungen zur deutschen Teilungsgeschichte und zum Wiedervereinigungsprozess durchgeführt hat, zeigt die Entwicklung in den Jahrzehnten nach der Vereinigung, untersucht die Vorbehalte, Vorurteile und Befindlichkeiten in Ost und West und erinnert uns noch einmal eindringlich an die Schlussbilanz der DDR, ihren ruinösen ökonomischen, ökologischen, gesellschaftspolitischen und intellektuellen Zustand.

 

Das Zusammenwachsen nach der kleinen Wiedervereinigung 1957 des Saarlandes mit der Bundesrepublik ist mittlerweile geglückt. Doch wie sieht es nach fünfund-zwanzig Jahren Mauerfall mit dem Zusammenwachsen zwischen Ost und West aus?  Denn ohne beiderseitige Bereitschaft, das jeweils »Andere« zu verstehen und das freiheitliche Deutschland als gemeinsames Projekt zu sehen, sollte darüber nachgedacht werden, ob die innere Einheit wirklich vollendet werden kann, denn „Zusammenwachsen kann nur, was zusammengehören will!“

 

Veranstalter


Villa Lessing
Liberale Stiftung Saar e.V.

Veranstaltungsleitung

Hermann Simon

Geschäftsführer

 

Organisation

Daniela Frieg

 

Gast

Prof. Dr. Klaus Schroeder

Wissenschaftlicher Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat;

Professor am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin

 

 

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